Montag, 3. Oktober 2016

Ribadiso - Santa Irene

Game over ...

Ein schwarzer Tag in meiner Camino-Geschichte, warum das so ist, werde ich gleich erzählen: Nach einer ziemlich kühlen Nacht in der Albergue de Ribadiso, machte ich mich kurz nach sieben auf den Weg. Es war finster, nebelig und eiskalt (wie gut wären Handschuhe gewesen!) und natürlich verirrte ich mich auch noch.


Das war mir gar nicht bewusst und ich wanderte mit Stirnlampe und Stöcken vor mich hin, als ich hinter mir in einer einsamen und finsteren Straße ein Auto näher kommen hörte. Ich gebe zu, ich bekam Angst, vor allem, als der Wagen neben mir hielt und der Fahrer sein Fenster herunterkurbelte. Er fragte mich, ob mir klar sei, dass ich vom Weg abgekommen sei und forderte mich auf, durch dieselbe dunkle Straße wieder zurück zu gegen, dann würde ich wieder auf den Camino stoßen...
Nun ja, ich bedankte mich und ließ ihn erstmal weiter fahren, erst dann ging ich den steilen Weg wieder zurück und - siehe da! - an einer Kreuzung bemerkte ich, dass ich zuvor auf die falsche Seite abgebogen war.


Es war noch immer klirrend kalt, als ich hinter einigen anderen Pilgern nach Arzúa hinaufstieg, wo ich nach etwa einer Stunde ankam. Arzúa ist ein langgestrecktes Straßendorf mit vielen Neubauten und einem nicht besonders aufregenden historischen Stadtkern. Fast alles war noch geschlossen, auch das Torismusbüro, wo ich einen weireren Pilgerpass erwerben wollte, da meine beiden bereits voll waren.

Frühstück in der Konditorei "A Lùa" in Arzúa

Schließlich ging ich in eine Konditorei und frühstückte dort ausgezeichnet um 4€.Von Arzúa aus führte der Weg wieder bergauf und bergab, zuerst nach Pregontuño, von dort nach Calzada, Calle und Boavista. Auf derselben Strecke war eine koreanische Pilgergruppe mit Reiseleiter und  Tagesrucksäcken unterwegs, der Bus folgte ihnen von Dorf zu Dorf.

Mehr Volksfest als Besinnlichkeit ... die letzten Etappen des Camino Francés

Das waren nicht die einzigen Tourist Pilgrims bzw. auf Spanisch Tourigrinos, sondern etwa 2/3 - 3/4 der Leute, die ich auf dieser Etappe traf, gehörten zu dieser - nicht besonders beliebten - Kategorie.

In Salceda - die meisten anderen waren bereits vorher in den touristischeren Lokalen zu Mittag eingekehrt - fand ich ein weniger überlaufenes kleines Restaurant und aß dort Empanada de pulpo, sprich eine Art mit Tintenfisch gefüllte Torte.

Empanada de pulpo

Dermaßen gestärkt machte ich mich auf den Weg nach O Pedruzo, dem vorletzten Etappenziel in meinem Pilgerführer, und ganz plötzlich passierte es: Die Sohle löste sich von meinem linken Schuh und ich konnte mit Mühe und Not noch den Rastplatz am Alto de Santa Irene erreichen.

Alto de Santa Irene

Hier musste ich meine treuen LOWA, vor 2 Jahren, als es bei mir finanziell sehr knapp war, um 40€ gebraucht gekauft, keine einzige Blase auf fast 800 km und hervorragende Begleiter durch Berg und Tal, nachdem ich noch ein letztes Erinnerungsfoto von ihnen gemacht hätte, zu Grabe tragen, sprich, ich gab sie gleich den Männern von der Müllabfuhr mit, die zufällig gerade vorbei kamen, um die Mülleimer auf dem Rastplatz zu leeren.

Restaurante O Empalme in O Pino
Mit meinen Trekking-Sandalen ging ich noch weiter bis ins Dorf Santa Irene und suchte mir dort eine Unterkunft für die Nacht.

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